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Günther Förg

Text Matthias Buck


Deutsch / Englisch
Softcover mit Schutzumschlag
24 x 28 cm
48 Seiten
24 Farb- und 2 Sw-Abbildungen
978-3-947127-00-9
30,00 Euro

 

Durch das Buch blättern

 

Im Mittelpunkt dieses Katalogs steht eine Serie von sechs großformatigen Gemälden, die Günther Förg 2003 für eine Gruppenausstellung im barocken Schloss Dyck malte. Die Bilder sind in vielfachen Grautönen mit einigen stark roten und rosa Akzenten gehalten und wurden vom Künstler genau in die zwei Meter hohe Wandvertäfelung des Schlosssaals eingepasst. Als sie nun 2017 in der Galerie Max Hetzler in Berlin ausgestellt wurden, verwandelten sie sich von einer Arbeit in situ zu einer beeindruckenden Suite reiner, absoluter Malerei. Ergänzt durch eine Auswahl von kleineren Gemälden derselben Zeit wird so die ganze historische Dimension der Werke sichtbar – abstrakt minimalistisch und gleichzeitig ein Bild der Natur evozierend. Zentral ist dabei, wie Matthias Buck in seinem Text beschreibt, die ganz unmittelbare Malweise Förgs: „Der Betrachter kann vor den Bildern ein Stück weit die Perspektive des Malers während der Entstehung einnehmen. Zwar ist uns das Bild immer in seiner synchronen Gesamtheit gegeben, aber der Weg zur Vollendung bleibt transparent. Die Bilder begegnen uns nicht als überwältigendes Ergebnis einer Genese, die das Geheimnis ihres Schöpfers bleibt, sondern als transparente Entität, die, gerade weil sie kein Geheimnis hat, darüber staunen lässt, mit welch einfachen Mitteln sehr komplexe Bildwirkungen entstehen.“

 

Günther Förg im Spiegelsaal
(Auszug aus dem Essay von Matthias Buck)


… Die senkrechten Farbbahnen verlaufen nicht exakt parallel zu den Bildseiten, sondern haben eine leichte Tendenz nach rechts. Das ergab sich wahrscheinlich aus der Bewegung, hat aber den sicher willkommenen Nebeneffekt, sie in eine leichte Spannung zum Bildgeviert zu versetzen. Ihre Proportionen sind so gewählt, dass sie wie vergrößerte Striche erscheinen. Sie sind Flächen und Linien zugleich. Jede Bahn setzt sich aus einer Vielzahl von hellen und dunklen Strähnen zusammen. Es ist sofort zu sehen, dass die Farbe nur in eine einzige Richtung aufgestrichen wurde. Immer wieder gleitet der Pinsel nach unten. Wo er die Leinwand zuerst berührte, fasert der Ansatz aus. Der erste Aufdruck bleibt lesbar. Dann gleiten die Borsten gleichmäßig an der Leinwand herab. Das scheint nicht übertrieben schnell zu geschehen. Die Bewegung ist frei und kontrolliert zugleich. Ein gezähmter Gestus. Die Wiederholung und Einfachheit der Bewegung strukturiert die Bilder. Es ist gestische Malerei im Modus des Rituals. Konzeptualisierte Spontaneität. Der Druck des Pinsels ist mäßig, gelegentlich bricht die Farbe ab, noch bevor sie sich unter dem Pinsel gänzlich verliert, wird dieser abgehoben. Keine Bahn reicht über das gesamte Format. Jeder einzelne Farbstrang bleibt auf Grund der Transparenz für sich erkennbar. Das Auge gleitet an ihm herunter. Das Betrachten ist ein sinnlich meditativer Akt. Sucht man ein Bild dafür, dann vielleicht das Herabrinnen von Regentropfen an einer Scheibe. Unter die oft in den Gemälden Förgs beschriebene Lakonie mischt sich Melancholie.

 

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Herausgegeben von Galerie Max Hetzler Berlin | Paris