Albert Oehlen: Softcover mit Schutzumschlag
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Die hier gezeigten Arbeiten auf Papier stellte Albert Oehlen zusammen mit einer großen Wandzeichnung 2016 bei Max Hetzler in Berlin aus. Zeichnungen also, aber gleichzeitig stellt der Künstler das Medium auf den Prüfstand: Was bedeutet eine Linie, woran erkennen wir die künstlerische Handschrift, wo liegt die Grenze zum Gemälde?
In Tuschezeichnungen in Blattgröße aus dem Jahr 2014 umschreibt Oehlens Linie offene Formen in unruhigen Kringeln, lässt an gegenständliche Elemente denken, um sie gleich wieder aufzulösen. Die Blätter agieren gegen unsere Vorstellung, dass der zeichnerische Strich etwas festhalten, auf den Punkt bringen müsste, und sie erscheinen dadurch umso bezugsreicher. Oehlens großformatige Kohlezeichnungen von 2016 dagegen sind Abstraktionen im Gemäldemaßstab, die in ihrer Gestik die vollen Körperdimensionen ausnützen. Durch das prekäre Gleichgewicht der Formen haben sie etwas Tänzerisches, durch Verwischungen und die störrische Unberechenbarkeit der Linie etwas Widerständiges. In diesem Stil ist auch die Kohlezeichnung auf der Galeriewand gehalten, dreieinhalb auf zehn Meter groß und damit jede Körperlichkeit sprengend. Das Werk unterläuft die Idee von der zeichnerischen Geste als Ausdruck, die scheinbare Spontaneität wirkt im Detail kalkuliert.
Für uns bedeutet das eine Schärfung des Blicks: Jede Erschaffung wird von Oehlen gleichzeitig in Frage gestellt und die Reduktion des Mediums Zeichnung dient hier der positiven Herausforderung des Betrachters.
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